„So sehe ich Russland“, lautete der Vortrag, zu dem das BhW des Bezirkes mit Vorsitzender Sabine Neunteufl in das Bibliodreieck im Weitersfelder Rathaus eingeladen hatte. Referentin Traude Höchtl, die sich schon als Studentin des Gymnasiums Horn für das Thema interessiert, später Russisch für den Beruf Diplomdolmetsch studiert und dafür längere Zeit auch in Russland verbracht hatte, konnte dabei den zahlreichen Besuchern aufgrund umfangreicher Recherchen zahlreiche interessante Fakten aus Geschichte und Gegenwart berichten. Im Mittelpunkt stand aber dann vor allem Russlands Eroberungskrieg gegen die Ukraine, vor dem Dmytro Natiuk, der mit seiner hochschwangeren Gattin Alona, den beiden kleinen Kindern und Mutter Nadja nach dem ersten Bombardement der Hauptstadt Kiew nach Weitersfeld geflohen war, seine Situation als früherer ukrainischer Unternehmer und jetziger Flüchtling darlegte. „Ist das noch derselbe Putin, der zur Jahrtausendwende seinem Volk Bildung, soziale Fürsorge und Wirtschaftswachstum in Aussicht gestellt hat und Russland gemeinsam mit westlichen Staaten im Memorandum von Budapest 1994 der Ukraine bei ihrem Verzicht auf Atomwaffen die Souveränität garantiert hat,“ fragten sich die interessierten Besucher, darunter auch die langjährigen Russisch-Dolmetscher Eva und Fred Teuber aus der Oststeiermark. „Vieles lässt sich aus der Jugend des Diktators, seiner Tätigkeit im KGB und seiner Enttäuschung über den Zerfall der ehemaligen Sowjetunion ableiten“, meinte Traude Höchtl, seit Jahren selbst um Hilfen und Lösungen bei schwierigen Sozialfällen in der Region bemüht. „Nunmehr scheint die Situation schon so verfahren, dass man kaum mit einer Verhandlungsbereitschaft der Kriegsgegner rechnen kann und mit einem längeren Krieg rechnen muss“, meinten resignierend mehrere Diskussionsteilnehmer am Schluss des Abends.
